Nächstes Treffen am 02. Mai '24 im Restaurant "Artemis".

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Duxford-Cambridge 2011

2011 Christian Muessemeyer

Zur Air Show nach Duxford

The Flying Legends

Die Flying Legends wollten wir immer schon einmal sehen. Wir, das ist unser spanischer Architekt Miguel Rubia, unser Starfotograf Uli Zillmann, unser Army Man Ron Pearson et moi, Le Maitre de Kaarst. Die Airshow der Flying Legends findet einmal jährlich in Duxford, einem Flugplatz östlich von London statt. Hier fliegen Maschinen aus dem 2. Weltkrieg, insbesondere die englischen Spitfirers und die amerikanische P−51 Mustangs sowie eine fliegende Festung (B−17) und ein Lancaster-Bomber. Auch deutsche Flugzeuge wie die Me−109, und die Lufthansa JU−52, D−AQUI flogen mit.

Ursprünglich wollten wir am Samstag, dem 09.07.2011, losfliegen. Allerdings war nirgendwo eine Unterkunft in oder in der Nähe von Duxford zu bekommen. Ron Pearson, unser Engländer, der schon seit 1959 in Deutschland lebt, hatte im Internet bei mehr als 80 Hotels nachgeschaut, kein einziges Hotel hatte genügend Zimmer für uns frei. Dieses änderte sich jedoch in der Nacht von Sonntag auf Montag, sodass wir beschlossen, erst sonntags zu fliegen. Diese Entscheidung war goldrichtig.

Wir trafen uns um 8.30 Uhr am Flughafen Mönchengladbach. Ich übte mit Ron das Anlegen der Schwimmweste und erklärte ihm, dass er für den Fall, dass wir wassern müssten, an zwei Schnüren ziehen müsste, damit sich die Schwimmweste aufbläst. Ron verstand dieses falsch und zog sofort an den beiden Schnüren, sodass sich die Schwimmweste sofort aufblies. Die aufgeblasene Schwimmweste lässt sich nicht wieder über den Kopf ziehen, sondern man muss erst die Luft entweichen lassen. Wir fanden das Ventil an den beiden roten Röhren, durch die man Luft in die Schwimmweste blasen kann. Hier konnte durch einen Druck mit einem Kugelschreiber ein Ventil geöffnet werden, sodass die Luft wieder aus der Schwimmweste entwich. Jetzt wussten wir wenigstens, dass die Schwimmwesten funktionieren und wir wissen jetzt auch, wie man die Luft wieder entweichen lassen kann. So haben wir durch diesen Vorfall wieder etwas dazu gelernt.

Cambridge ist neben Oxford eine der berühmtesten Universitätsstädte in England. Diese Stadt hat mehr zu bieten als Duxford, deshalb hatten wir von Anfang an geplant, nach Cambridge zu fliegen. Am Tag zuvor hatte ich ein Formblatt, welches für die Einreise nach Großbritannien erforderlich ist, ausgefüllt und per Fax abgeschickt. Dieses ist einer der wichtigsten Punkte, die man beachten muss, wenn mit einem Kleinflugzeug nach England fliegt, ansonsten bekommt man Schwierigkeiten.

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Wir starteten um 09.35 und flogen entlang der Autobahn A 52 Richtung Whisky und dann direkt zur niederländischen Grenze. Kurz vor Erreichen des stillgelegten Flugplatzes Elmpt rief ich Beek Tower und teilte höflich mit, dass wir in 1.500 ft bei Roermond durch Holland fliegen wollten. Die Freigabe bekamen wir sofort. In Roermond sahen wir die vielen schwimmenden Häuser in den großen Seen an der Maas. Roermond hat durch die vielen Seen einen hohen Freizeitwert, man sieht dort sehr viel kleinere Segelboote und Motorjachten. Bereits 6 Minuten später hatten wir den Wurmfortsatz von Holland (in dem das "Henkybärschen" wohnt) durchquert und meldeten uns anschließend bei Brüssel Information. Dort fragten wir nach, ob wir durch das Militärgebiet "Kleine Breugel", durchfliegen durften. Natürlich durften wir das, mussten allerdings einen Abstand von 5 NM zum Flugplatz in Kleine Breugel halten. Wenn man nett fragt, bekommt man jeden Wunsch erfüllt.

Wir flogen direkt zum VOR BUN, dieses liegt östlich des sehr schmalen Korridors zwischen Antwerpen und Brüssel. Dank unserer GPSe wussten wir immer genau, wie wir zu fliegen hatten. Man muss genau navigieren, um nicht in eine der beiden Kontrollzonen zu fliegen, denn der Korridor ist sehr schmal. Vor allem darf man nicht höher als 1.500 ft fliegen. Wir hatten beste Sicht, links von uns lag Brüssels, rechts lag Antwerpen. Dieses Gebiet ist durch die Schelde geprägt, die sich durch die Landschaft schlängelt. Es muss schön sein, auf der Schelde mit einem Boot zu fahren. Es ist, wie fast überall in Belgien, sehr grün und es gibt auch viel Wald, es sieht aus wie eine Märchenlandschaft.

Nachdem wir den Korridor passiert hatten, flogen wir weiter Richtung Westen direkt zum NDB MAK. Rechts von uns lag die Stadt Gent, nach MAK kam die französische Grenze und wir nahmen Kontakt zu Lille Information auf. Lille verwies uns gleich an die Controller des Flugplatzes Calais, die uns bis zur Mitte des Ärmelkanals begleiteten. Die Mitte des Ärmelkanals hatte ich mit meinem GPS errechnet. Man benötigt von Calais bis Dover bei 90 kn etwa 16 Minuten, sodass wir nach 8 Minuten in der Mitte des Kanals sein mussten. Jetzt meldet sich auch schon Calais und sagte, wir sollten auf London Info umschalten, was ich auch prompt tat. Wir flogen auf die Kreidefelsen von Dover zu, die Wolken waren tief, wir konnten nicht höher als 1.800 ft fliegen. In so einer Situation ist es absolut notwendig, einen künstlichen Horizont zu haben, denn über dem Wasser ist kein Horizont zu erkennen.

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Die weißen Kreidefelsen von Dover sahen wir schon von der Kanalmitte aus. Als wir das Festland von England erreicht hatten, mussten wir noch tiefer gehen, weil die Wolken so tief hingen, wir flogen in 1.200 ft Richtung Nordwesten. Ich hatte ursprünglich geplant, über den Flugplatz London Southend zu fliegen, weil östlich davon das Gefahrengebiet EG D-138 ist. Allerdings hatte ich vergessen, diesen Punkt in mein GPS einzugeben und wunderte mich, dass ich auf einmal über einem Windkraftanlagen-Park flog, dieser hätte nach meiner Kurslinie viel weiter rechts liegen müssen. Als ich im GPS meinen nächsten Wegpunkt überprüfte, stellte ich fest, dass als nächster Wegpunkt der Flugplatz Earls Colne angezeigt wurde. Ich fragte kurz aber sehr entschlossen nach, ob wir durch die EG D-138 durchfliegen dürften und bekam natürlich sofort die Genehmigung dafür.

Das Funken in England ist unproblematisch, man muss sich nur an ein paar Besonderheiten gewöhnen. So sagen die Engländer anstatt "Go ahead" immer "Pass your message please." Wenn man das das erste Mal hört, dann denkt man: Hä? Was hat der gesagt? Da ich zuvor schon zweimal in England war, kannte ich diesen Spruch schon.

Wir wurden von London Info zuerst auf London Southend und dann an den Earls Colne und von dort aus an Cambridge Approach verwiesen. Man wird in England von den Controllern regelrecht am Händchen geführt und immer von einem an den nächsten übergeben. Man muss nur aufpassen, dass man die Frequenzen immer richtig versteht, denn man bekommt manchmal Frequenzen, die nicht auf den Jeppesen Karten stehen. Cambridge Approach übergab uns 5 NM vor dem Platz an Cambridge Tower, die uns prompt eine Landefreigabe für die Piste 23 erteilten. Vor uns rollte zwar noch eine PA-28 auf der Piste, aber das störte weder uns noch den Tower, weil die Bahn lang genug ist, so dass hier mehrere Flugzeuge gleichzeitig landen können.

Nach dem Abstellen und Festbinden der Flugzeuge kam das Wichtigste, was man auf englischen Flugplätzen beachten muss, nämlich das Anziehen der gelben Sicherheitswarnwesten. Ich hatte mir vorher die Instruktionen vom Flugplatz Duxford (48 Seiten) über das Internet heruntergeladen. Der wichtigste Punkt ist, dass man die Sicherheitswarnwesten sofort nach der Landung anzieht. Dieses taten wir dann auch sofort und ohne zu murren, so dass wir dank der angelegten Sicherheitswarnwesten sicher zwischen den abgestellten Flugzeugen hin-durch zum Servicebüro kamen. Dort wurden unsere Pässe kontrolliert und in den Computer eingegeben, was ca. eine halbe Stunde dauerte. Man war sehr freundlich zu uns, bot uns gleich einen Kaffee an, bestellte ein Taxi und besorgte uns ein Hotel. Der Taxifahrer fuhr uns in das Hotel University Arms, einem alten und edlen Hotel. Hier atmet man die Patina der Jahrhunderte ein. Dort stellten wir unsere Sachen ab und fuhren anschließend mit der gleichen Taxe weiter zum Flugplatz von Duxford. Man fährt nur etwa 20 Minuten, wir kamen gerade rechtzeitig zum Beginn der Airshow der Flying Legends an.

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Bei der ersten Show waren ca. 15 Flugzeuge gestartet, alles Spitfires und Me−109, die immer in Dreier- oder Viererformation flogen. Es wurden beeindruckende Überflüge, mit sehr hohen Geschwindigkeiten gezeigt. Die Geschwindigkeit zu schätzen ist schwierig, aber jedes Mal, wenn sie hochzogen, hatten die Flugzeuge nach meiner Schätzung eine Höhe von ca. 1.500 m. Die drei Me−109 erkannten wir an dem Eisernen Kreuz am Rumpf und dem Hakenkreuz am Seitenruder. Die Spitfirers waren an ihrer charakteristischen, elliptischen Flügelform und der langen Schnauze gut zu erkennen. Die Spitfire wurde nach 1930 entwickelt und von einem Rolls-Royce Merlin Motor angetrieben. Dieser war der beste Motor seiner Zeit, ein flüssigkeitsgekühlter 12−Zylinder V−Motor, der nicht nur die Spitfire, sondern auch die amerikanische P−51 Mustang antrieb. Die Spitfire war in England als reines Abwehrflugzeug gebaut worden und sollte der Me−109, dem Standardflugzeug der deutschen Luftwaffe, Paroli bieten. Beide Flugzeuge, die Me−109 und die Spitfire sind gleich groß und sehen sich – bis auf die Flügelform – sehr ähnlich.

Nach der ersten Flugschau schloss sich sofort die nächste an, nämlich die Vorführung der P−51 Mustangs, dem besten und schönsten amerikanischen Kampfflugzeug. Die Mustang war als Begleitkampfflugzeug für die amerikanischen Bomber konzipiert worden. Sie ist größer und hatte das größte Tankvolumen der damaligen Kampfflugzeuge, dadurch hatte sie eine große Reichweite. An der Konstruktion in Amerika waren - wie in Amerika üblich – alle Nationalitäten vertreten, u. a. ein Engländer, ein Deutscher und auch ein Ungar. Die Mustang war das erfolgreichste und schönste amerikanische Kampfflugzeug. Danach folgte eine Vorführung mit Flugzeugen des 1. Weltkrieges mit einem Fokker-Dreidecker sowie einem französischer Doppeldecker, die einen Luftkampf simulierten.

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Anschließend startete eine fliegende Festung (B 17), die einzige noch flugfähige in Europa. Nach der fliegenden Festung flog ein Lancaster-Bomber, der Standardbomber, der hauptsächlich von der RAF eingesetzt wurde. Der Sprecher erzählte uns, dass diese Bomber im 2. Weltkrieg von ganz jungen Piloten geflogen wurden, diese waren zwischen 18 und maximal 23 Jahre (Flugkapitäne) alt.

Zum Schluss gab es nochmals eine Vorführung der Spitfires zusammen mit den Mustangs und den Me−109 sowie weiteren Kampfflugzeugen des 2. Weltkriegs. Bei einem der letzten Überflüge in einer Formation von drei Flugzeugen, bestehend aus zwei Mustangs P−51 und einer Douglas-Skyraider, kam es im südwestlichen Teil des Flugplatzes beim Aufstieg der Formation zu einem Unfall. Die Skyraider flog mit ihrem rechten Flügel in die Mustang. Den Zusammenstoß habe ich selbst nicht gesehen, sondern ich sah nur, wie Teile durch die Luft segelten, hier handelte es sich offensichtlich um das Querruder der Skyraider und um den 1,50 m langen Endteil des Flügels. Die Skyraider war noch flugfähig und konnte noch landen, man fragt sich allerdings, wie? Die Mustang war nicht mehr steuerungsfähig, der Pilot handelte blitzschnell, schmiss die Haube ab und stieg sofort aus, er konnte sich mit dem Fallschirm retten, der nach einem Zeitungsbericht erst in 200 ft aufging. Sein Flugzeug stürzte senkrecht nach unten und lag nachher vollkommen zertrümmert auf dem Feld. Es gab keinen Aufschlagbrand.

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Dem Piloten ist glücklicherweise nichts passiert. Als wir am nächsten Tag eine Zeitung in Cambridge kauften, war dort ein Bild von der zerstörten Mustang abgebildet, diese hatte ein deutsches Kennzeichen (D−FBBD). Wahrscheinlich war es auch ein deutscher Pilot.

Der Sprecher der Airshow verhielt sich äußerst besonnen, er erwähnte den Zusammenstoß zuerst nicht. Erst als klar war, dass dem Piloten nichts passiert war, teilte er den besorgten Zuschauern mit, der Pilot sei wohlauf, ihm sei nichts passiert, er werde am Abend sein Bier trinken können. Das war für alle eine gute Nachricht.

Nach der Air Show fuhren wir mit dem Taxi zurück nach Cambridge. Cambridge ist geprägt von den berühmten Schulen und der berühmten Universität. Überall laufen junge Leute, meistens Schüler und Studenten, herum. Die Stadt ist alt, die Gebäude sind teilweise mehrere hundert Jahre alt und haben wunderschöne Regenrohre, auf die Miguel uns hinwies. Er bewunderte auch die kunstvollen Maurerarbeiten, die zu mauern heute kaum noch jemand in der Lage sei. Ich fragte eine hübsche Studentin, wo es ein gutes indisches Restaurant gäbe, sie nannte uns eines und nach zehn Minuten hatten wir es gefunden. Dort haben wir lecker und zu nicht überhöhten Preisen (£22,50) gegessen, auch das Bier schmeckte wunderbar, denn es war kalt.

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Am nächsten Morgen erkundeten wir Cambridge zu Fuß. Der gute Eindruck, den wir schon vom Tag zuvor hatten, verstärkte sich noch. Wir schlenderten bei bestem Wetter durch die Stadt, teilweise durch das Universitätsgelände und auch durch die kunstvollen und gepflegten Gärten von Cambridge.

Gegen 13.00 Uhr englischer Zeit waren wir wieder in unserem Hotel und fuhren anschließend mit der Taxe zum Flugplatz. Von dort ging es die gleiche Strecke zurück nach Mönchengladbach, wo wir am Abend nach einem dreistündigen Flug landeten.

Der Flug hat sich gelohnt. Cambridge ist eine schöne Stadt, es gibt sicherlich noch viel mehr zu sehen. Wir haben uns einen ersten Eindruck verschaffen können und werden dort sicherlich noch öfter hinfliegen.

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